Rückblick auf den Winterschnatgang
von Rolf Polus (Text & Fotos)Der VV Suderwich-Essel rief und 125 Esseler und Suderwicher kamen!
Los ging es an der ehemaligen Gaststätte Wetterkamp, wo Markus Flögel die Schnatgänger mit einem Suderwicher Schnaps aus der Kornbrennerei Schlüter begrüßte und einiges zur Vergangenheit der Gaststätte erzählte. Das hier früher die Mensa der alten Fachhochschule Suderwich war, war nur wenigen bekannt.
Von dort aus machte man sich auf den Weg über das Hochfeld zum neuen Radweg nach Essel. Hier erläuterte Arno Straßmann, der offizielle Beauftragte für Bodendenkmalpflege der Stadt Recklinghausen (dies ist ein Ehrenamt), auf halber Strecke zum Windrad, dass man sich auf einem alten Postweg befindet, der ab ca. 1610 das Herzogtum Kleve am Niederrhein mit Berlin verband. Kleve gehörte seit 1610 zu Brandenburg. Die Poststation befand sich in Horneburg.
Weiter ging es zum Windrad, welches dien Luftraum über Essel beherrscht. Hier erläuterte einer der Betreiber, Martin Hilbring, die Entstehungsgeschichte und die Leistung des Kraftwerks.
In Essel auf dem Hilbringschen Hof, wurden wir von Martins Sohn Sebastian begrüßt, der seit einigen Jahren den Hof übernommen hat. Hier hat man sich auf die Pferdepensionswirtschaft spezialisiert, Nutztierhalten wurde weitestgehend eingestellt.
Das Spritzenhaus in Essel war der vorletzte Anlaufpunkt. Im frühen 20. Jahrhundert hatte jede Ortschaft ihre eigene Feuerwehr, so auch Essel. Da diese ein Gerät zum Löschen benötigte, bekam Essel ein eigenes Spritzenhaus. Es wurde aus Brettern errichtet und diente als Unterstand für die Esseler Spritze.
Das Spritzenhaus gehörte der Stadt Recklinghausen, bis es in den Besitz des Bauern Wilking übertragen wurde.
Brände gab es in Essel mehr als genug. In 1888, als Melchers Hof abbrannte, wurden der „Spritzenmeister“ Hermann Feldhoff und Theodor Ridder schwer verletzt. Eine Brandserie gab es in den Jahren 1908 – 1910, als sieben Wohnhäuser und Scheunen niederbrannten.
Heute gehört die Bauernschaft Essel zum Feuerwehrbezirk des Löschzuges Suderwich der Freiwilligen Feuerwehr Recklinghausen.
Weiter ging es zur ältesten Eiche in Recklinghausen, zum Hof von
Johannes Dörlemann. Die aus dem Jahr 1860 stammende Kornbrennerei Dörlemann in Essel entstand aus dem bis 1682 zurückzuverfolgenden gleichnamigen Hof des einstigen Besitzers Johann Bernd Dörlemann.
Insgesamt standen vor Ort drei große Eichen, die eine blieb stehen, die anderen beiden wurden für den Bau des Hofes genutzt.
1914, zu Beginn des ersten Weltkrieges, interessierte sich Alfred Krupp, der Chef der großen deutschen
Stahlfabrik aus Essen, für diesen Baum. Er wollte ihn für eine Hammerschmiede nutzen. Der Baum wurde damals auf ein Alter von sage und schreibe 800 Jahre geschätzt.
Sowohl die Dörlemanns als auch die Esseler wehrten sich erfolgreich gegen das Kruppsche Ansinnen, wie man anhand der Fotos gut erkennen kann. Die Eiche ist heute ein Naturdenkmal (ND 136) und steht unter einem besonderen Schutz.
Wie wir sehen, haben schon vor gut
100 Jahren Bürger es geschafft, eine Eiche zu erhalten. Und diese ist nun ca. 900 Jahre alt, wir gehen mal davon aus, dass sie somit die älteste Bewohnerin von Suderwich/Essel ist. Die Altersangabe kann, so Arno Straßmann, auch ohne Eingriff in den Baum überprüft werden. Dies wurde vor Ort auch sofort gemacht.
Man soll den Umfang des Baumes in Armhöhe messen, was wir mit 2 Stricken bzw. 3 erwachsenen Männern taten. Wir maßen 4,38m, dieser Wert
musste durch 0,8 dividiert werden, sodaß wir auf ca. 550 Jahre kamen. Ein Anruf beim Kreis Recklinghausen, bei der zuständige Sachbearbeiterin für die Naturdenkmale, Frau Mathes, ergab, dass lt. deren Akten des Alter zwischen 500 und 600 Jahren von einem Gutachter geschätzt worden war. Eine exakte Angabe ist nur dann möglich, wenn das Baumalter durch eine Kernbohrung bestimmt werden kann.
Nicht weit weg, in den Räumen der Kornbrennerei Dörlemann, kam es zum gemütlichen Ausklang bei Fleischwurstbrötchen, Glühwein und weiteren flüssigen Appetithäppchen der Kornbrennerei Dörlemann. Zum Abschluß sangen alle wie immer das Lied „Kein schöner Land“ und gingen nach einem ereignisreichen Tag zufrieden nach Hause.